»Die Reproduktion kolonialer Blick-Verhältnisse, in denen Schwarze Menschen als exotische Objekte, als Un- oder Untermenschen in trauter Einheit mit der Tierwelt in einer offenbar zeitlosen Dörflichkeit betrachtet werden können und den Mehrheitsdeutschen als Inspiration für künftige touristische Reiseziele dienen, ist wohl kaum als gleichberechtigte kulturelle Begegnung zu verstehen.« Peggy Piesche, Nicola Lauré al-Samarai, Tahir Della, Jasmin Eding, 2005
ZURSCHAUSTELLUNGEN
Zwischen 1870 und 1930 boomte in Europa das Geschäft mit der Zurschaustellung von Menschen. Millionen von Schaulustigen begafften nichteuropäische Menschen auf Volksfesten, in Vergnügungsparks, auf Varietébühnen oder in Zoologischen Gärten. Vordergründig schienen die auch »Völkerschauen« genannten Inszenierungen nichts mit Kolonialismus gemein zu haben, arbeiteten die Ausgestellten doch meist auf Vertragsbasis. Die Aufführungen rechtfertigten aber koloniale Herrschaft, indem sie die Ausgestellten zu Objekten degradierten und durch rassistische Repräsentationen einer weißen Zivilisation unterordneten. Die so Zurschaugestellten ließen sich dies jedoch nicht unwidersprochen gefallen. Wiederholt kam es zu Protesten gegen die schlechte Behandlung durch die Impresarios. 1897 beispielsweise protestierten Samoaner_innen bei einer Zurschaustellung im Passage Panoptikum in Berlin und ein Teil der Gruppe tauchte unter.
Bis heute findet sich die Konstruktion von Fremdheit, auf der die Zurschaustellungen basierten, in TV-Serien, Dokumentationen, Reise- und Abenteuerfilmen sowie im Tourismus.
Seit einigen Jahren erfreuen sich zudem modernisierte Varianten von Zurschaustellungen neuer Beliebtheit, die dem Publikum »afrikanische Kultur« näher bringen wollen. Unter dem Titel »African Village« fand 2005 im Augsburger Zoo trotz massiver Kritik der Schwarzen deutschen Community ein »afrikanisches Festival« statt. Unbeeindruckt von den zahlreichen, auch internationalen Protesten im Augsburger Fall, veranstaltete 2009 der Zoo Krefeld einen »Afrika Tag« und der in Eberswalde lud 2011 zu einer »Afrikanischen Nacht«.